Decay
↳ Martin Recker, Paul Hauptmeier
DE 2022-22424, 00:00:00
Klangskulptur, gravierter Glaskubus, Partitur
Decay ist der Zerfall des Atoms, die Zersetzung der Metallplatten, das Absterben der Klänge, das Verklingen der Resonanz. Decay beschäftigt sich mit radioaktiven Zerfallsprozessen und extremen Zeiträumen, welche sich unserer menschlichen Wahrnehmung, Lebensspanne und Vorstellungskraft entziehen. Die hier ausgestellte Klangskulptur ist auf eine Spieldauer von 20.402 Jahren berechnet.
Das „Standortauswahlgesetz“ von 2017 für den Umgang mit radioaktivem Müll setzt eine sichere Lagerung für eine Million Jahre fest. Decay ist der Versuch, durch die künstlerische Auseinandersetzung zu einem besseren Verständnis für Zeiträume dieser Ausdehnung zu gelangen.
Antrieb und Impulsgeber von Decay ist ein schwach radioaktives Uranglas. Für jeden mithilfe eines Geigerzählers detektierten radioaktiven Zerfall, löst sich ein Tropfen aus dem elektronisch gesteuerten Ventil im Kopf der Säule, fällt auf die oberste Metallplatte und versetzt diese in Schwingung. Diese Schwingung resoniert in den darunter liegenden Platten, die durch Körperschall- Lautsprecher und Mikrofone in einem komplexen Netzwerk elektroakustischer Rückkopplung miteinander verbunden sind.
Mit fortschreitender Zeit verändert der Tropfen die Resonanzeigenschaften der Metallplatten. Durch die Einwirkung von Sauerstoff und Wasser fängt das Metall an zu rosten und löst sich nach einer berechneten Zeit auf, wodurch der Tropfen auf die darunterliegende Platte trifft, die ab dann tongebend ist. Es ist ein langsamer, doch steter Zerfallsprozess, in Abhängigkeit zu dem zerfallenden radioaktiven Material. Die Klänge zersetzen sich kontinuierlich und sterben langsam ab.
- Sektion Section: Exhibition
- Programm Programme: Trembling Time